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Über Eisen und Stahl

Die industrielle Geschichte der Minett Region

Was die industrielle Entwicklung betrifft, so wurde das Großherzogtum Luxemburg vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geprägt. Zu diesem Zeitpunkt waren einige wichtige Voraussetzungen im Lande erfüllt und die Industrialisierung konnte ihren Lauf nehmen. Die Existenz einer Eisenbahninfrastruktur, der Bestand und die Förderung von Eisenerz, der Wille, sich technologisch weiterzuentwickeln (z. B. durch das Gilchrist-Thomas-Verfahren), oder der Beitritt zum Zollverein waren die Grundsteine einer Entwicklung, die bis heute andauert.

1870/1874 erklärte ein neues Gesetz den Boden zum Eigentum des luxemburgischen Staates und machte den Besitz einer Konzession für jeden erforderlich, der Eisenerz abbauen wollte. Außerdem musste ein Drittel des abgebauten Materials vor Ort verarbeitet werden. Dieses Gesetz war entscheidend für die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Ankurbelung der lokalen Wirtschaft.

Die erste Stadt, die sich zu einem industriellen Zentrum entwickelte, war Esch-sur-Alzette, gefolgt von Dudelange, Differdange und Rodange. Diese Städte zogen die Arbeiter der Stahlindustrie als neue Einwohner an und entwickelten sich auch infrastrukturell weiter. Neue Wohnviertel wie Hiehl oder Neiduerf in Esch-sur-Alzette und das Italien-Viertel in Dudelange wuchsen schnell. Esch-sur-Alzette ist ein perfektes Beispiel für die wachsende Bevölkerung: Während sie 1842 nur knapp 1.400 Einwohner zählte, überstieg ihre Zahl 1930 die 30.000 Einwohner. Die gleichzeitige Entwicklung der Bevölkerung und der Infrastruktur hatte vor allem ein Ziel: starke Gemeinschaften und attraktive Städte schaffen, in die man sich zurückziehen konnte.

Neben dem raschen Wachstum der Wohngebiete hat die örtliche Stahlindustrie das Gesamtbild der Landschaft stark geprägt. Stahlwerke und Hochöfen schmückten die Skylines, und die Natur verwandelte sich nach und nach in Tagebaugebiete mit ihrem charakteristischen terrassenförmigen Aussehen.

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Die beiden Weltkriege bremsten dieses Wachstum zwar erheblich, aber es kam nie zum Stillstand. Der Höhepunkt der Stahlindustrie wurde zwischen den 1950er und 1970er Jahren erreicht. Jedes Jahr wuchs die gesamte Branche um etwa 6 %, bis sie 1970 ein Rekordjahr erreichte, als in der Region Minett 6,5 Millionen Tonnen Stahl produziert wurden. In dieser Zeit erwirtschaftete die Stahlindustrie 29 % bis 43 % des BIP des Landes, und etwa ein Viertel der aktiven Bevölkerung war in diesem Bereich tätig. Dies machte Luxemburg sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene wettbewerbsfähig, und das Land konnte sich eine starke wirtschaftliche Position erarbeiten.

Die Strukturkrise der Stahlindustrie im Jahr 1974 änderte alles grundlegend. Die großen Städte in der Minett-Region hatten ein gemeinsames Ziel: nicht zu Schlafstädten für auswärts arbeitende Menschen zu werden, sondern einen attraktiven Lebensstandard für ihre Bewohner zu erhalten. Diese Entwicklung prägte die Städte in einem Maße, das bis heute zu spüren ist.

Im Jahr 1983 fand eine wichtige Änderung statt. Von diesem Jahr an konnte das industrielle Erbe unter Denkmalschutz gestellt und somit rechtlich geschützt werden. Die Auswirkungen dieses Wandels prägen noch heute das Erscheinungsbild der gesamten Region. Anstatt ehemalige Industriebauten und -infrastrukturen zu zerstören und zu ersetzen, werden immer mehr von ihnen umgewandelt und in neue Stadtentwicklungsinitiativen integriert. Auf diese Weise wird das industrielle Erbe die Region Minett auch in Zukunft prägen.

Nach diesem Ausflug in die Geschichte laden wir Sie ein, die Region Minett und die Partnerstandorte der Minett Tour zu erkunden und dazu beizutragen, die Erinnerung an sie am Leben zu erhalten und die Zukunft mitzugestalten.